Kalthaltung von Schildkröten

Kalthaltung von Schildkröten

Unter dem Begriff Kalthaltung verstehen wir das Halten von europ. Landschildkröten, ohne Schutzhaus
(Frühbeet oder Gewächshaus) und ohne Technik. (Wärmelampen)

Folgende Problematik entsteht:
Die Tiere laufen tagein, tagaus bodennah auf den sowieso viel zu nassen und ”fetten” Böden umher.
Über Jahre, in unmerklich kleinen Schritten, zieht die Kälte und (kalte) Feuchtigkeit in die Tiere hinein und verursacht dort zuweilen schlimmste Nierenschäden……

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, geschehen durch den verlangsamten Stoffwechsel bei Schildkröten alle Prozesse wesentlich langsamer, als zum Beispiel bei einem Säugetier.
Eine Schildkröte wird nicht von heute auf morgen krank, sondern in der Regel über einen längeren Prozess.

……das Jahr geht dahin und das Tier, das ursprünglich aus mediterranen Gebieten stammt, mit bis zu 1000 Sonnenstunden mehr als wir sie haben und auf mageren Böden mit angemessenem Mikroklima lebt, sitzt jetzt im August bei Dauerregen unter Büschen und muss die unzureichenden mitteleuropäischen Wetterlagen selbst kompensieren.
Es bleibt den Tieren nichts anderes übrig, als sich zu verkriechen.
Als wechselwarmes Tier,wird der Stoffwechsel runtergefahren und die Schildkröte dümpelt unter Umständen wochenlang vor sich hin.

Ein, ohne Schutzhaus im letzten Moment, ausgegrabenes Steppenweibchen. Sicherlich kann die freie Überwinterung gut gehen, wenn die Tiere sich an einem wettergeschützten Ort des Gartens vergraben. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die Staunässe. Gerade in den letzten Jahren regnet es sehr viel und stark, so dass die Tiere sehr leicht Opfer dieser völlig aufgeweichten Böden werden können. Dieses Tier hätte die Starre sicherlich nicht überlebt.

 

Dieses Bild zeigt einen lebensbedrohlichen Rattenfraß. Das T.graeca ibera Männchen wurde zur Überwinterung frei im Garten gelassen und war den Attacken des Fressfeindes hilflos ausgeliefert.

 

Der Halter sagt:
„Unsere Betti macht das alles ganz alleine, die weiß wie es geht…..”
Die Wahrheit ist, dass Betti nichts anderes übrig bleibt…..
Wertvolle, aktive Lebenszeit versickert in nassgeregneten Böden und Gebüschen.

Dann kommt der Herbst, die Tage werden kürzer, die Nächte kälter.
Spätestens jetzt braucht die Schildkröte ein wärmespeicherndes Schutzhaus. In einem Frühbeet oder Gewächshaus könnte sich die Schildkröte weiterhin auf Temperatur halten, fressen, verstoffwechseln und so, die hier bei uns sowieso schon zu kurze Saison verlängern. In einem Frühbeet, in dem mediterrane Bedingungen simuliert werden, entwickeln sich bei offenem Himmel schnell Temperaturen von 20 Grad und mehr, wovon die Tiere noch etliche Wochen profitieren könnten.
Von ihrem Instinkt geleitet, vergraben sich die, ohne Schutzhaus gehaltenen Tiere jetzt zügig, denn die Initialzündung für die Winterstarre sind die kalten Nächte. Für sie ist die Saison vorbei! Wie schade!

Wenn die Schildkröte den Winter ohne Frostschaden überlebt hat, wird sie sich auswintern, wenn der Boden sich so aufgewärmt hat, dass der Stoffwechsel des Tieres anspringt.
Das kann unter Umständen dauern…….
Wieder verstreicht wertvolle Lebenszeit !!
Da sich die Übergangszeit zwischen Winter und Frühling bei uns in der Regel hinzieht und die Wetterlage extrem instabil und schwankend ist, sitzt das Tier, das sich im März bei Sonnenschein ausgewintert hat, nun im April bei Eisregen ungeschützt unter Büschen und kann sehen, wie es mit der Situation fertig wird.
Dies, jahrein-jahraus ist eine schwere Bürde für ein Tier, das durch fehlende Mimik oder “Stimme” mehr als alle anderen darauf angewiesen ist, dass der Halter sich mit seinen Bedürfnissen beschäftigt.

Nur weil eine Schildkröte nicht bellen, beißen, winseln oder in die Ecke pinkeln kann, heißt es nicht, dass wir ihr alles zumuten dürfen, was sie so gerade aushalten kann.
Es bleibt den Tieren ja nichts anderes übrig, als sich mit den gebotenen Bedingungen zu arrangieren.
Wer sein Tier nicht “lesen” kann und nicht bereit ist, sich intensiv mit den Bedürfnissen seines Schützlings auseinanderzusetzen, sollte sich selbst in Frage stellen.
Der Satz:
“Das machen wir schon seit 30 Jahren so und so bleibts auch” muss endlich der Vergangenheit angehören.

Das Foto zeigt mittlerweile ausgeheilte Frostschäden. Dieses Tier lag frei vergraben an einer mit Wasser unterschwemmten Stelle im Garten. Das Wasser gefror und beschädigte die Schildkröte massiv. Der komplette hintere Teil des Rückenpanzers war davon betroffen.