Krankheiten durch Haltungsfehler – Dosenschildkröten

Terrapene carolina triunguis

….oder auch 3 Zehen Dosenschildkröte genannt.

Dosenschildkröte deshalb, weil diese Gattung ein Scharnier am oberen Drittel des Bauchpanzers (Plastron) hat,
mit dem sich die Tiere zu ihrem Schutz verschließen können wie eine Konservendose.

1985 wurden 2 dieser Tiere von den späteren Haltern in einem Zoogeschäft gekauft.
Es war tatsächlich noch die Zeit, in der diese Art in großen Mengen der Natur entnommen und hier importiert wurde.
Ich selbst kann mich gut daran erinnern.
Ohne irgendetwas über die Bedürfnisse dieser Tiere zu wissen,
lebte das erworbene Pärchen fortan in einer Balkonhaltung auf Kunstrasen.
Bei dieser Art der Haltung fehlen alle lebensnotwendigen Parameter.
1995 wurden Eier ausgebrütet und 4 Schildkröten schlüpften…… das Drama nahm seinen Lauf.
Durch die trockene Haltung sind die Tiere förmlich vertrocknet und „groß geschrumpelt“
Fehlende UV Strahlung, kein Sepia, kein Wasser, kein artgerechtes Futter, fehlende Winterruhe….hier hat es an allem gemangelt.
Dass Schildkröten sich nur bei entsprechender Haltung verpaaren und reproduzieren, ist ein Irrglaube.

Der Drang der Männchen, sich zu verpaaren, ist genetisch verankert und bei den allermeisten Arten unabhängig von der Haltung.
Da Schildkröten keine Brutpflege betreiben, fällt der Aspekt, der bei einigen Säugetieren wie z.B den Siebenschläfern
dazu führt, dass die Tiere sich bei widrigen Bedingungen nicht fortpflanzen, da z.B. in mageren Jahren nicht genug Futter für die Jungtiere vorhanden wäre, weg.

Das Ergebnis sind Tiere, deren Organe schon fast nicht mehr in ihre Leibeshöhle passen.
Die verschrumpelten Verwachsungen sind ja auch im Inneren des Panzers.
Die Schnäbel sind nicht nur zu lang, sondern zu regelrechten Schaufeln verformt.
Das, was das Besondere dieser Tiere ausmacht, dass sie sich im Normalfall durch das Scharnier im Plastron komplett verschließen können, ist hier nicht mehr möglich.
Die Weibchen werden nie mit Männchen zusammenkommen dürfen, da sie sich nicht mehr schützend verschließen können
und die Verletzungsgefahr wäre viel zu groß.

Die Tiere sind jetzt, im Sept. 2023, seit 3 Wochen bei uns in artgerechter Haltung.
Sie baden tagelang, vergraben sich im feuchten Gestrüpp oder recken auch schon mal die kleinen Hälse in die Sonne.
Ich habe das Gefühl, sie können ihr Glück nicht fassen. Futter haben sie bis jetzt nicht angenommen, aber das wird….
Sie sehen noch einigen wundervollen Jahren entgegen <3

Auf den gezeigten Bildern erkennt man die ganze Palette der rachitischen Verwachsungen. Die Endgröße der Rückenpanzer ist nicht annähernd erreicht. Gewachsen sind krankhafte,kleine und viel zu dicke Panzer, die im Inneren der Tiere wohl nur noch winzige Leibeshöhlen vermuten lassen.
Der extrem hohe Wasserbedarf in der Aufzucht dieser Tiere und wahrscheinlich fehlende Kalkzufuhr, fehlende Winterruhe und zu wenig UV Strahlung haben zu dem jetzigen Erscheinungsbild geführt. Bei 2 Tieren ist der Bauchpanzer (Plastron) überdurchschnittlich weiter gewachsen, als gehöre er gar nicht zu diesem Tier.
Die Krallen waren teilweise 1,5 cm lang und die Schnäbel sind nicht nur zu lang- sie sind gewachsen wie Entenschnäbel.

Die Vergleichsfotos zeigen deutlich, wie diese Tiere eigentlich aussehen müssten.
Glatte, 2-3 mm dünne, stabile Panzer bieten den gesunden Tieren den nötigen Raum für alle Organe.
Die Gliedmaßen sind durch ausreichende Feuchtigkeit gut gesättigt, die Haut ist geschmeidig.
Bei den kranken Tieren erinnern Beine und Hals an vertrocknete Fortsätze.
Bei der Ankunft waren alle Schildkröten total dehydriert.